Hintergrundinformationen
Im Jahr 1886 in Hamburg geboren, trat der Arbeiter Ernst Thälmann 1903 in die Sozialdemokratische Partei Deutschlands (SPD) ein. Gewerkschaftlich war er im Zentralverband der Handels-, Transport- und Verkehrsarbeiter Deutschlands organisiert. Nach seiner Teilnahme als Soldat am Ersten Weltkrieg wurde Thälmann 1919 als Vertreter der Unabhängigen Sozialdemokratischen Partei Deutschlands (USPD) in die Hamburger Bürgerschaft gewählt. 1920 setzte er sich für den Anschluss an die Kommunistische Internationale (Komintern) ein und schloss sich der Kommunistischen Partei Deutschlands (KPD) an.
Ab 1921 wirkte Thälmann als Vorsitzender der KPD-Ortsgruppe Hamburg und Mitglied der Bezirksleitung Wasserkante. Der Hamburger Bürgerschaft gehörte er bis 1933 an. Zugleich betätigte er sich als hauptamtlicher Sekretär und Delegierter auf dem Dritten Weltkongress der Komintern. Ab 1921 war Thälmann auch Mitglied des Zentralausschusses der KPD. 1924 ins Polbüro der KPD gewählt und auf dem Fünften Weltkongress der Komintern als Kandidat ins Exekutiv-Komitee (EKKI) berufen, verfolgte Thälmann bis zuletzt einen Stalin-treuen, ultralinken Kurs.
Von 1924 bis 1933 war Thälmann zugleich Mitglied des Reichstags und trat 1925 und 1932 als Kandidat der KPD bei der Reichspräsidentenwahl an. In den Jahren 1925-1929 führte Thälmann die paramilitärische Schutz- und Wehrorganisation der KPD, den Roten Frontkämpferbund (RFB), an.
Wenige Tage nach dem Reichstagsbrand, am 3. März 1933, festgenommen, hielt man Thälmann – ohne Gerichtsverfahren – fast zwölf Jahre lang in Einzelhaft fest, in Moabit, Hannover und schließlich in Bautzen. Internationale Fürsprache konnte ihm ebenso wenig wie anderen politischen Häftlingen zur Befreiung verhelfen. Auch auf die Unterstützung Stalins nach dem 1939 mit Adolf Hitler geschlossenen Pakt, den er als einen positiven, der Revolution dienlichen politischen Schachzug ausdeutete und rechtfertigte, hoffte Thälmann vergeblich. Auf Geheiß Hitlers und Heinrich Himmlers wurde Thälmann ins Konzentrationslager Buchenwald überstellt und vom dortigen SS-Personal am 18. August 1944 ermordet.
Kommunisten und Sozialisten verschiedener Couleur bildeten die zahlenmäßig größte Gruppe an Menschen in Deutschland, die aus politischen Gründen massiven Widerstand gegen das nationalsozialistische Regime leisteten und deswegen ebenso massiv von demselben verfolgt wurden. Viele agierten ab 1933 aus dem Untergrund heraus, andere mussten aus Deutschland fliehen. Tausende wurden in Gefängnissen und Konzentrationslagern gequält. Unzählige wurden ermordet oder erlagen den Folgen von Folter und sonstigen Zwangsmaßnahmen.
Für das Themenportal „Weimar – die erste deutsche Republik“ wurden bereits viele Archivalien des Bundesarchivs digitalisiert. In den kommenden Jahren soll umfangreiches Archivgut aus der Zeit des Nationalsozialismus folgen. Sehen Sie eine Auswahl bereits digitalisierten Archivguts zum Thema „Ernst Thälmann und die KPD“ in unserer virtuellen Ausstellung.
Das Bundesarchiv verfügt über eine reiche Überlieferung zum Kommunismus und zur deutschen Arbeiterbewegung insgesamt. Lesen Sie hierzu unsere Recherchehinweise. Unser Auswahlinventar zeigt die Bandbreite an verfügbarem Archivgut speziell zur Person von Ernst Thälmann auf.
Sabine Dumschat unter fachlicher Beratung von Ute Räuber, Kerstin Risse und Grit Ulrich