Die versuchte Amtsenthebung des Berliner Polizeipräsidenten Emil Eichhorn am 4. Januar 1919 war Auslöser für die größte Massendemonstration in Berlin seit November 1918 einen Tag später. Am Zielort des Protestes, am Polizeipräsidium Alexanderplatz, versammelten sich letztlich zehntausende Demonstranten. Für die Rote Fahne (ab Januar 1919: Zentralorgan der Kommunistischen Partei Deutschlands) war es "das gewaltigste Massenaufgebot, das das Berliner Proletariat bis jetzt auf die Beine gebracht hat“.

"Die Rote Fahne" vom 6. Januar 1919, u.a. mit den letzten beiden Artikeln von Rosa Luxemburg und Karl Liebknecht, die die Beendigung der Vorwärts-Besetzung zum Thema hatten.

Euphorisiert durch den Erfolg der Großdemonstration wurde ein Revolutionsausschuss gebildet, der den USPD-Mann Georg Ledebour, Karl Liebknecht von der KPD und den Revolutionären Obmann Paul Scholze zu seinen Vorsitzenden bestimmte. Die Losung lautete: „Kampf bis zum letzten Atemzug unter dem Ruf: Nieder mit Ebert-Scheidemann!“. Die spontan organisierte „Besetzung des Zeitungsviertels“ führte dazu, dass wichtige Tageszeitungen wie der Vorwärts, die Berliner Morgenpost und die Vossische Zeitung nicht mehr erschienen. Die Herausgabe des allergrößten Teils der Presse außerhalb Berlins blieb ungestört. Der symbolische Wert der Besetzung des wichtigsten Verlagsgebäudes der SPD, des Vorwärts, war für die radikale Linke von entscheidender Bedeutung. Spätestens seit 1916 waren Redaktion und Verlag von den letzten kriegskritischen Stimmen gesäubert worden.

In den ersten 24 Stunden nach Einnahme des Vorwärts-Gebädes spitzte sich die Lage zu. Führende USPD-Vertreter wie Rudolf Breitscheid, Wilhelm Dittmann und Karl Kautsky versuchten die drohende Gewalteskalation durch Verhandlungen zu entschärfen. Die Regierungsseite jedoch war nicht bereit, auf Verhandlungsangebote einzugehen. Auf der anderen Seite waren die USPD-Führer von den linken Vertretern der Berliner USPD, Georg Ledebour und Emil Eichhorn scharf kritisiert worden.

Mit ihrem Leitartikel in der "Roten Fahne" vom 8. Januar 1919 „Versäumte Pflichten“ betonte Rosa Luxemburg ihre entschiedene Ablehnung möglicher Verhandlungslösungen und agitierte für direkte Aktion: „Redet nicht! Beratet nicht ewig! Unterhandelt nicht! Handelt!“. Aus Potsdam waren inzwischen loyale Truppen unter dem Kommando des Majors Franz von Stephani nach Berlin beordert worden, um dem Aufstand ein Ende zu bereiten.

Im Morgengrauen des 11. Januar 1919 rückten Regierungssoldaten von Süden her auf das Vorwärts-Gebäude vor, aber trotz waffentechnischer und zahlenmäßiger Überlegenheit verlief der geplante Sturmangriff zunächst nicht nach Plan. Die Angreifer wollten die Besetzer mit Artilleriebeschuss zermürben und dann im Sturmlauf das Gebäude einnehmen.

Gegen acht Uhr morgens setzte schweres Artilleriefeuer ein. Mit 10,5 – Zentimeter Mörsergranaten wurden Teile der Häuserfront zerstört. Die Lage für die Besetzer war von da an unhaltbar. Nach Abstimmung einigte man sich darauf, fünf Parlamentäre zu Verhandlungen zu den Regierungstruppen zu schicken. Zusammen mit zwei vorher gemachten Gefangenen wurde die Gruppe zur nahe gelegenen Garde-Dragoner-Kaserne gebracht. Auf deren Gelände wurden sie kurz darauf ermordet.

Ein Untersuchungsausschuss der verfassungsgebenden Preußischen Landesversammlung hat sich 1919/1920 mit den Januar-Unruhen 1919 in Berlin beschäftigt. Im Urkundenband zum Bericht finden sich verschiedene Dokumente zum Mord an den Vorwärtsgefangenen. Unter anderem ist darin ein Brief von Eugen Fernbach (Vater des erschossenen Parlamentärs Wolfgang Fernbach) und eine Zuschrift von Paul Schmidt an die Zeitung "Republik" vom 3. März 1919 enthalten. Trotz der Einsetzung eines Untersuchungsausschuss blieb der Mord auf dem Gelände der Dragoner-Kaserne juristisch ungesühnt.