Hintergrundinformationen
Der Stahlhelm wurde im Dezember 1918 durch den Reserveoffizier und Fabrikbesitzer Franz Seldte in Magdeburg gegründet. Bis Mitte der 1920er Jahre verstand er sich in erster Linie als Interessenvertretung für heimkehrende Weltkriegsteilnehmer und deren Hinterbliebene. Die Mitgliedschaft blieb zunächst auf Männer beschränkt, die mindestens sechs Monate als Soldaten im Ersten Weltkrieges eingesetzt gewesen und im Besitz der bürgerlichen Ehrenrechte waren. Erst 1923/24 wurde mit dem Aufbau eigener Unterorganisationen für Kinder und Jugendliche, Frauen sowie Männer ohne Fronterfahrung begonnen, hinzu kamen der Studentenbund Langemarck sowie die Stahlhelm-Selbsthilfe als Arbeitnehmervertretung.
Der Stahlhelm verstand sich als „stille Reserve“ der Reichswehr, insbesondere die wehrsportliche Ausbildung der „Jungstahlhelmer“ wurde in Kooperation mit dem Militär organisiert.
Rechtsorientierung, Radikalisierung
Hatte der Stahlhelm in den ersten Monaten seines Bestehens noch kein klares politisches Profil aufgewiesen, setzte ab Sommer 1919 eine zunehmende Rechtsorientierung ein. Radikale politische Strömungen, darunter auch völkische Einflüsse un-terschiedlicher Herkunft machten sich bemerkbar. Zur wichtigsten Hochburg des radikalen Flügels entwickelte sich der Stahlhelm in Halle. Hier begann der Aufstieg Theodor Duesterbergs (1875-1950) zum zweiten Bundesführer neben Seldte. Im Laufe der 1920er Jahre avancierte der Stahlhelm zu einer Massenorganisation und Sammlungsbewegung des nationalen Lagers. Im konservativen Milieu (Frank Bösch) gelang es ihm, breite gesellschaftliche Schichten zu erfassen und zu einem Sammelbecken rechter, antirepublikanischer Kräfte aller Couleur zu werden. Mit Veröffentlichung der Stahlhelm-Botschaften 1927 und 1928 kann die Umorientierung hin zu einem politischen Wehrverband als abgeschlossen gelten.
Die wichtigsten politischen Einzelaktionen, an denen der Stahlhelm maßgeblich beteiligt war, waren die Volksbegehren gegen die Annahme des Youngplans 1929 sowie für die Auflösung des preußischen Landtags 1931. Diese können als Sammlungsbewegung aller rechtsgerichteten Kräfte gewertet werden. Mit Beteiligung an der Großkundgebung der sog. Harzburger Front 1931 schloss sich auch die Bundesführung endgültig der Fundamentalopposition gegen die Republik an, widersetzte sich aber dem bedingungslosen Führungsanspruch der NSDAP.
Rivalität mit der NSDAP
Bei den Reichspräsidentenwahlen im Frühjahr 1932 stellten Stahlhelm, DNVP und weitere Vertreter der nicht-nationalsozialistischen Rechten Duesterberg als eigenen Kandidaten gegen Hitler und Hindenburg auf. Im Zuge des Präsidentschaftswahlkampfes und aufgrund der Nähe der Bundesführung zur Regierung Papen steigerte sich die Rivalität mit NSDAP und SA zur offenen Feindschaft.
Nach der Ernennung Hitlers zum Reichskanzler gehörte der Stahlhelm zu jenen Kräften, von denen sich die Kreise um Hindenburg eine wirksame Einhegung der Nationalsozialisten versprachen. Seldte wurde Reichsarbeitsminister und übernahm schließlich die alleinige Führung des Stahlhelm, nachdem der politische Druck gegen den NSDAP-kritischen Duesterberg immer weiter zugenommen hatte. Noch im selben Monat erklärte Seldte seinen Eintritt in die Partei, die schrittweise Eingliederung der Bundesmitglieder in die SA begann.
Gleichschaltung und Auflösung
Unter dem NS-Regime bildeten die Ortsgruppen des Stahlhelms zunächst eine Nische für Konservative – mitunter auch für Sozialdemokraten – doch schon am 28. März 1934 wurden Bundesmitglieder, die noch der Führung Seldtes unterstanden, im Nationalsozialistischen Deutschen Frontkämpferbund (NSDFB) zusammengefasst. Im Zuge des Aufbaus der deutschen Wehrmachtwurde dieser, auf Wunsch Seldtes und auf Anordnung Hitlers, im November 1935 aufgelöst.