Hintergrundinformationen
In der Zeit der Weimarer Republik profitierte eine große Mehrheit der Frauen vom Aufbrechen der hergebrachten Geschlechterrollen, von mehr Individualität und Freiheit.
Virtuelle Ausstellung
Tänzerinnen bei Übungen am Strand, Choreographisches Institut von Rudolf Laban, Mai 1929
Quelle: BArch, Bild 102-09848 / Pahl, Georg
In der Zeit der Weimarer Republik veränderten sich die Frauenrollen. Noch im Kaiserreich geprägt von "Kinder, Küche, Kirche", zeigte die "neue Frau" mit Bubikopf und kurzem Kleid nun offen ihr Interesse an Konsum, Kino und Kultur. Das politische Interesse und Engagement der Frauen in dieser Zeit blieb allerdings weiter verhalten, trotz Einführung des Frauenwahlrechts und parlamentarischer Arbeit der Frauenbewegung.
Wahlkampf 1919, Frauen mit umgehängten Plakaten
Quelle: BArch, Bild 146-1970-051-27 / o.Ang.
Frauenwahlrecht
Nur wenige Wochen nach dem Sturz der Monarchie verabschiedete der Rat der Voksbeauftragten im November 1918 das Gesetz über die Wahlen zur verfassunggebenden Nationalversammlung. Mit diesem Gesetz erhielten Bürgerinnen und Bürger ab dem 21. Lebensjahr das aktive und passive Wahlrecht. Damit war der Weg für das Frauenwahlrecht geebnet.
Tatsächlich beteiligten sich an den Wahlen im Janaur 1919 fast 90 Prozent der Wählerinnen. Allerdings blieb der Anteil politisch engagierter Frauen gering. Weniger als 10 Prozent der Abgeordneten der Nationalversammlung waren Frauen.
Deutscher-Damen-Automobil-Club. Frauen mit Karte neben Autos stehend, 1928
Quelle: BArch, Bild 102-05735 / Pahl, Georg
Aufbruch
Das neue Verständnis der Frau zeigte sich nicht nur in Mode und Frisur. Frauen rauchten auf der Straße und in Clubs, spielten Golf und Tennis oder fuhren Auto.
Maurerin, 1926
Quelle: BArch, Bild 183-R13788
Frau und Beruf
1925 waren etwa 35 Prozent der Frauen berufstätig,vor allem als Hausangestellte oder Verkäuferin. Durch die Industrialisierung kamen jedoch zunehmend Frauen in die Fabriken. Auch arbeiteten Frauen in typischen Männerberufen. Nur wenige Frauen wurden Schauspielerin, Schriftstellerin oder Tänzerin.
Eine Ausstellung Mutter und Kind im Gesundheitshaus in Berlin-Pankow! Das Gesundheitshaus, das erste dieser Art in Deutschland zeigt eine Ausstellung, die erklärend wirken soll [...], 1929 (Originalbildtitel).
Quelle: BArch, Bild 102-07921
Frau und Familie
Ein Drittel aller verheirateten Frauen ging einer Erwerbstätigkeit nach. Die nichtberufstätige Ehefrau blieb allerdings auch in der Zeit der Weimarer Republik das gesellschaftliche Ideal.
Die neue Frühlingsmode! Das duftige Frühlingskleid, zu dem jetzt künstliche Weintrauben getragen werden, 1929 (Originalbildtitel).
Quelle: BArch, Bild 102-07543 / o.Ang.
Kleid oder Hose?
Die "gewöhnlichen" Frauen in der Weimarer Republik trugen nach wie vor Kleider. Neu war, dass bei diesem Kleid die Taille nicht mehr betont wurde. Um den Körper dennoch zu formen, setzte sich in den 1920er Jahren der Hüfthalter durch. Das Korsett war nun völlig aus der Mode.
Die Länge der Kleider variierte, von knie- bis wadenlang. Sie waren zudem oft hochgeschlossen und mit Schleifen oder Schärpen verziert.
Frau mit Sonnenschirm und Badeanzug bei Strandspaziergang, 1926
Quelle: BArch, Bild 102-13627 / Pahl, Georg
Freizeit
In den 1920er Jahren erfreuten sich Freibäder zunehmend großer Beliebtheit. Zum Schwimmen trugen Frauen einen Badeanzug, der allerdings Oberkörper wie Oberschenkel gut verhüllte.
Frisieren um die Wette! Modelle des Friseur-Wettbewerbes mit ihren modern frisierten Köpfen, warten auf die Prämierung, 1931 (Originalbildtitel).
Quelle: BArch, Bild 102-12691 / Pahl, Georg
Kurz oder Lang?
In den 1920er Jahren hielt die Kurzhaarfrisur "Bubikopf" Einzug in die Friseursalons. Mit der am Herrenhaarschnitt orientierten Frisur wollten die Frauen ihre Gleichberechtigung zum Ausdruck bringen. Es gab verschiedene Varianten des Bubikopfes: Etonschnitt, Pagenschnitt, mit Pony oder Seitenscheitel. Manche Frauen trugen auch auf der Stirnseite ihr Haar zu einer Locke geformt, andere wiederum bevorzugten die Wasser- oder Dauerwelle.
[...] Familie am Eßtisch, Mutter teilt eine Wurst, ca. 1919/1924 (Originalbildtitel)
Quelle: BArch, Bild 146-1971-109-58 / o.Ang.
Auf dem Land
Die neue Lebensweise der Frau setzte sich vor allen in den Städten durch. Auf dem Land blieb die klassische Frauenrolle weitgehend dominierend.
Arbeitslose auf Arbeitssuche. Frau mit Schild "Ich bin gelernte Stenotypistin, stellungslos, suche Beschäftigung ganz gleich welcher Art", 1930.
Quelle: BArch, Bild 183-B0527-0001-800 / o.Ang.
Mit der Weltwirtschaftskrise und später mit der Machtübernahme der Nationalsozialisten kam die sich in der Weimarer Republik entwickelnde Frauenbewegung vorerst zum Erliegen.
In der Zeit der Weimarer Republik profitierte eine große Mehrheit der Frauen vom Aufbrechen der hergebrachten Geschlechterrollen, von mehr Individualität und Freiheit.