Einordnung der Quelle in den historischen Kontext
Vom 16. bis zum 21. Dezember 1918 trat der Reichskongress aller Arbeiter- und Soldatenräte Deutschlands im Preußischen Abgeordnetenhaus zu Berlin zusammen. Die wichtigste Entscheidung, die im Rahmen des Kongresses getroffen werden sollte, war die Wahl zwischen einer parlamentarischen Demokratie und einem Rätesystem als Grundlage des Staates. Der als Regierung amtierende Rat der Volksbeauftragten setzte sich in dieser Frage für eine möglichst schnelle Wahl zu einer Nationalversammlung und damit für ein parlamentarisches System ein.
Mit seinem Telegramm unterstützte der Arbeiter- und Soldatenrat Lübeck diese Haltung und betonte die Bedeutung des allgemeinen, gleichen, direkten und geheimen Wahlrechts. Damit spiegelt das Telegramm die demokratische Haltung der Mehrheit der Räte wider.
Die Anhänger eines reinen Rätesystems konnten sich beim Reichsrätekongress nicht durchsetzen. Als Termin für die Wahl zur Nationalversammlung wurde der 19. Januar 1919 festgelegt.
Didaktisch-methodische Hinweise
Die Quelle verweist auf zentrale politische Ideen der Arbeiter- und Soldatenräte, die in der Revolution eine wichtige Funktion einnahmen. Daher müssen die Schülerinnen und Schüler im Kontext der Quellenarbeit mit der Grundstruktur und den politischen Ideen dieser Räte vertraut gemacht werden, um die Quelle adäquat einschätzen und bewerten zu können. Sie lernen mit dem Telegramm eine im Geschichtsunterricht nicht häufig verwendete Quellengattung kennen, die zur Schulung der Gattungskompetenz geeignet ist. Gerade der Zwang, in verkürzter Form wichtige Informationen zu verbreiten, stellt eine Herausforderung dar. Sie ist für die Schülerinnen und Schüler aber in abgewandelter Form (Messenger-Dienste) eine bekannte Form der Kommunikation in ihrer Lebenswelt. Das Telegramm kann also auch zum Anlass genommen werden, die Möglichkeiten, aber auch Grenzen und Schwierigkeiten von modernen Kurznachrichtendiensten zu besprechen.
Arbeitsanregungen / Lernprodukte
- Informiert euch über die Struktur und die politischen Ideen der Arbeiter- und Soldatenräte. Listet die Tätigkeiten der Räte auf.
- Analysiert das Telegramm hinsichtlich der Sprache und der daraus erkennbaren politischen Überzeugungen.
- Diskutiert vor dem Hintergrund der Ziele und politischen Ideen der Arbeiter- und Soldatenräte die Aussage, wonach der Arbeiter- und Soldatenrat Lübeck im allgemeinen, gleichen, direkten und geheimen Wahlrecht die „wichtigste politische Errungenschaft“ ansieht. Geht dabei auch auf die Feststellung ein, dass die Mehrheit im Reichsrätekongress die parlamentarische Demokratie und nicht das reine Rätesystem wollte.
- Erstellt einen Radiobeitrag (3 Minuten) zu den Arbeiter- und Soldatenräten.