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Das Bauhaus - Aufstieg und Niedergang

Politische und finanzielle Lage in Weimar und Dessau

Die wohl berühmteste deutsche Kunstschule, das Bauhaus, wurde am 12. April 1919 in Weimar gegründet.

Sie ging hervor aus der Großherzoglich-Sächsischen Hochschule für Bildende Kunst und der Großherzoglich-Sächsischen Kunstgewerbeschule und wurde von Walter Gropius, dem ersten Direktor des Bauhauses, als "Staatliches Bauhaus zu Weimar" geführt.

Das Bauhaus existierte nur von 1919 bis 1933 und war aus politischen Gründen zweimal zu Umzug und Neuanfang gezwungen.

Die Bedeutung der Institution "Bauhaus" spiegelt sich auch in den Quellen des Bundesarchivs, weniger im Hinblick auf künstlerisch-gestalterische Fragen, als unter organisatorischen und politischen Aspekten.

Vor allem in den Unterlagen des Reichskunstwarts (Bestand R 32) zeigen sich deutlich die Probleme, mit denen das Bauhaus zu kämpfen hatte: mangelnde finanzielle und politische Unterstützung und Kritik an seiner progressiven Ausrichtung.

Das Amt des Reichskunstwarts war auf Grund einer Entschließung der Nationalversammlung vom 30. Oktober 1919 beim Reichsministerium des Innern eingerichtet worden, um damit einen offiziellen Sachverständigen und Berater in künstlerischen Fragen zu etablieren. Erster und einziger Reichskunstwart war der Kunsthistoriker und Publizist Dr. Edwin Redslob. Nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten wurde er 1933 aus seinem Amt entlassen, und die Aufgaben des Reichskunstwarts wurden auf das neu eingerichtete Reichsministerium für Volksaufklärung und Propaganda übertragen.

Als Reichskunstwart führte Redslob zwar keine rege, aber dafür eine kontinuierliche Korrespondenz mit Walter Gropius als Direktor des Bauhauses über die Jahre 1920 bis 1927 hinweg. Aus dem Schriftwechsel der beiden geht hervor, dass sich Gropius immer wieder vertrauensvoll an Redslob mit der Bitte um Unterstützung wandte. Redslob setzte sich seinerseits mehrfach an entscheidenden politischen Stellen für das Bauhaus ein, war dabei jedoch aus Rücksicht auf seine eigene Stellung häufig gezwungen, diplomatisch vorzugehen.

Schon 1920 war die finanzielle Lage des Bauhauses angespannt: "Es geht jetzt nunmehr regelrecht ums Ganze. Mir wachsen die Kräfte im Kampf […] zwischen der alten zerbröckelnden klassischen Bildung, für die Weimar ein Hauptbollwerk ist, mit der eruptiv neu aufbrechenden […] neuen 'gotischen' Weltanschauung, der wir angehören. […] Der Augenblick ist kritisch, es kann jetzt alles geschehen, um die in das Heerlager der künstlerischen Reaktion geschlagene Bresche zu erweitern. Sie sind der Mann, der augenblicklich nach dieser Richtung hin das Heft in Händen hat. Können und wollen Sie etwas tun?" (Gropius an Redslob, Schreiben vom 13. Januar 1920, in R 32/60).

Für das Jahr 1923 war die erste große Bauhaus-Ausstellung geplant, die für das Bauhaus die Gelegenheit darstellte, über die Region hinaus in ganz Deutschland Aufmerksamkeit zu erhalten. Redslob unterstützte die Vorbereitungen, indem er u.a. in einem Gutachten die künstlerische Bedeutung des Bauhauses hervorhob: "Solche experimentelle Arbeit ist künstlerisch von größter Bedeutung und dürfte auch wirtschaftlich bald von fühlbarem Nutzen sein" (Schreiben von Redslob an Georg Muche vom 30. November 1922, in R 32/71).

Bei den Wahlen zum thüringischen Landtag im Februar 1924 wurde die dem Bauhaus gewogene sozialdemokratische Regierung durch eine bürgerliche Mehrheit abgelöst. Die neue Regierung kündigte die Verträge der Bauhaus-Meister "vorsorglich" zum 1. April 1925. Sobald Gropius von diesen Plänen erfuhr, informierte er Redslob: "Wir bitten Sie um Ihren treulichen Beistand, unser Werk von dieser bedauerlichen parteipolitischen Gefährdung freimachen zu helfen!" (Schreiben von Gropius an Redslob vom 22. September 1924, in R 32/60).

Dieser setzte sich u.a. in einem Schreiben an den thüringischen Staatsminister a.D. Emil Hartmann vom 1. Oktober 1924 (in R 32/60) für den Erhalt des Bauhauses in Dessau ein: "Überall da aber, wo man von der Bauhausidee lernt oder wo man Leistungen seiner Lehrer wie Schüler verspürt, wird man [...] dann sagen: Thüringen, Weimar hatten diese Einrichtung, aber Land wie Stadt hatten sie nicht zu benutzen gewusst und aus dem Land gewiesen."

Da die finanzielle Unterstützung durch die neue thüringische Regierung ausblieb, erklärten die Bauhaus-Meister am 26. Dezember 1924 die Auflösung der Schule zum 1. April 1925.

Im März 1925 konnte das Bauhaus nach Dessau umziehen, nachdem sich dort der Oberbürgermeister Fritz Hesse für die Umzugspläne eingesetzt hatte und ein entsprechender Beschluss durch den Dessauer Gemeinderat erfolgt war. László Moholy-Nagy bedankte sich in Vertretung von Walter Gropius in einem Schreiben an Redslob vom 24. März 1925 (in R 32/60) für dessen Unterstützung bei diesen Plänen: "Wir danken Ihnen im Voraus für Ihre große Hilfe, welche Sie uns in unserer schwersten Situation immer gewährt haben. Ich grüße Sie im Namen des Meisterkollegiums herzlichst."

Doch die finanzielle Lage des Bauhauses blieb auch in Dessau schwierig: "Wenn die beispiellosen Anstrengungen [...] nichts fruchten, dann weiß ich wirklich keinen Weg mehr [...]" (Schreiben von Gropius an Redslob vom 28. April 1927, in R 32/148). 1928 verließ Gropius das Bauhaus, neuer Direktor wurde Hannes Meyer.

Aus politischen Gründen wurde Hannes Meyer bereits 1930 von der Stadt Dessau entlassen. Das Schiedsgerichtsverfahren zwischen der Stadt Dessau und Hannes Meyer ist ebenfalls im Bestand Reichskunstwart überliefert (R 32/399).

Bei den Dessauer Gemeinderatswahlen 1931 wurde die NSDAP zur stärksten Partei. Im August 1932 setzte die NSDAP im Dessauer Gemeinderat gegen die Stimmen der KPD und des Oberbürgermeisters Hesse die Schließung des Bauhauses durch.

Das Bauhaus versuchte unter der Leitung von Ludwig Mies van der Rohe als private Einrichtung in Berlin einen Neuanfang. Aber wegen massiver Repressalien durch die Nationalsozialisten beschloss am 20. Juli 1933 eine Konferenz der Lehrkräfte, das Bauhaus aufzulösen.

Der Dessauer Oberbürgermeister Fritz Hesse wurde im März 1933 aus seinem Amt entlassen. Unterlagen zu dem Disziplinarverfahren, das gegen ihn erhoben wurde, sind im Bundesarchiv im Aktenband R 43 II/1312 enthalten. In einem umfangreichen Gutachten wurde ihm dabei u.a. unter den Punkten "Förderung kommunistischer Umtriebe" und "Unsittliches Treiben [am Bauhaus]" die Unterstützung des Bauhauses und seine Ansiedlung in Dessau zum Vorwurf gemacht.

Im Bundesarchiv sind Unterlagen zum Bauhaus u.a. in folgenden Aktenbänden überliefert: R 32/60, R 32/71, R 32/148, R 32/399 und R 43 II/1312. Alle genannten Akten sind in digitalisierter Form im Recherchesystem invenio einsehbar.