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23. September 1933: Gründungsakt des Reichsautobahnbaus

  • Nationalsozialismus (1933-1945)

Hintergrundinformationen

„Die Straßen des Führers"

Als Hitler am 23. September 1933 propagandistisch wirksam den „ersten Spatenstich“ zum Bau der Reichsautobahn in Szene setzte, wurde bewusst ausgeblendet, dass die Autobahnen keine Erfindung des NS-Regimes waren, sondern bereits während der Weimarer Republik entsprechende Projekte verfolgt worden waren. Die „Automobil-Verkehrs- und Übungs-Straße“ (AVUS) in Berlin war 1913-1921 gebaut worden, und die „Studiengesellschaft für Automobilstraßenbau (STUFA)“, später der „Verein zur Vorbereitung der Autostraße Hansestädte–Frankfurt–Basel (HaFraBa)" projektierten in den 1920er Jahren ein ca. 10.000 Kilometer umfassendes Netz an Autobahnen. 1929 bis 1932 wurde unter der Ägide der Rheinischen Provinzialverwaltung die Strecke von Köln nach Bonn fertiggestellt.

Adolf Hitler und sein Generalinspektor für das deutsche Straßenwesen Fritz Todt setzen sich 1933 in ein gemachtes Nest und erhoben für sich den Anspruch, die Schöpfer der neuartigen Autostraßen zu sein. Vom 27. Juni 1933 datiert das Gesetz über die Errichtung eines Unternehmens Reichsautobahnen. Die Reichsautobahnen selbst waren der Deutschen Reichsbahn-Gesellschaft angegliedert.

Am 19. Mai 1935 meldete Fritz Todt seinem Führer die Fertigstellung des ersten Teilstücks der Reichsautobahn zwischen Frankfurt am Main und Darmstadt über 22 Kilometer. Die Eröffnung wurde gleichermaßen propagandistisch inszeniert. Unerwähnt blieb dabei, dass der Bau nach bereits 1932 fertigen Plänen der HaFraBa ausgeführt worden war. Der zeitgenössische Untertitel des dritten hier gezeigten Fotos, das die historische Stelle des ersten Spatenstichs abbildet, lautete: „Am 23. September 1933 hat Adolf Hitler den ersten Spatenstich zu dem gigantischen Werk der Reichsautobahnen auf der Strecke Frankfurt a./M.-Darmstadt getan. Jetzt ist diese erste deutsche Reichsautobahnstrecke fertiggestellt und wird demnächst der Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Es ist wahrscheinlich, dass noch in diesem Jahr, bestimmt aber im nächsten Jahre, weitere wichtige Abschnitte der grossen Reichsautobahnen für den Verkehr fertiggestellt werden. Die Bedeutung des enormen Werkes der Reichsautobahnen, die nicht als Konkurrenz, sondern als Ergänzung für die Reichsbahn gedacht sind und dem internationalen Verkehr einen unerhörten Nutzen bringen, kann nicht genügend betont werden.“

Die feierliche Inszenierung täuscht darüber hinweg, dass es Widerstand gegeben hatte. Ludwig Gehm und weitere Mitglieder des "Internationalen Sozialistischen Kampfbundes" in Frankfurt hatten am Vortag Parolen wie „Hitler = Krieg“ und „Nieder mit Hitler“ auf die Fahrbahn und an die Brücken gemalt und mehrere Lautsprecher zerstört. Die Schriftzüge wurden zu den Feierlichkeiten notdürftig überdeckt.

Vermutlich weit größere Publizität bei den Bürgern erlangte die Autobahnstrecke zwischen Frankfurt und Darmstadt, als am 28. Januar 1938 beim Versuch, einen Schnelligkeitsrekord aufzustellen, der berühmte Rennfahrer Bernd Rosemeyer hinter der Autobahnauffahrt Langen-Mörfelden in Fahrtrichtung Darmstadt tödlich verunglückte. Sein Fahrzeug wurde bei einer Geschwindigkeit von über 400 Stundenkilometern von einer Windböe erfasst.

 

Sabine Dumschat