Virtuelle Ausstellung
Der Krieg gegen die Herero 1904
Oberleutnant Techow unterrichtet das Oberkommando der Schutztruppen über einen möglichen Aufstand der Herero und die Mobilmachung der Truppen im nördlichen Deutsch-Südwestafrika. Seite 1
Oberleutnant Techow unterrichtet das Oberkommando der Schutztruppen über einen möglichen Aufstand der Herero und die Mobilmachung der Truppen im nördlichen Deutsch-Südwestafrika. Seite 2
Der Ortskommandant von Swakopmund, Fuchs, unterrichtet die Kolonialabteilung des Auswärtigen Amtes über die Verhängung des Kriegszustands und die Requirierung des Kriegsschiffs Habicht.
Der Bezirksrichter und amtierende Gouverneur Dr. Richter berichtet der Kolonialabteilung des Auswärtigen Amtes über die Plünderung der Farmen im Umland von Windhuk und die Tötung deutscher Siedler.
Die britische Presse sah in den Kolonialkriegen "die unvermeidliche Zugabe jedes Kolonialreiches", ein Problem, mit den nun auch das Deutsche Reich konfrontiert sei. Der Daily Graphic etwa unterstützte ein hartes Vorgehen gegen die aufständischen Herero.
Die einflußreichen Kolonialverbände machten den nach ihrer Ansicht zu schwachen Gouverneur Theodor Leutwein für den Aufstand verantwortlich und forderten "im Interesse des deutschen Ansehens, des Lebens unserer deutschen Ansiedler und der wirtschaftlichen Lage unserer Kolonie" eine "energische militärische Aktion".
Während im Deutschen Reich die SPD und das Zentrum die einzigen politischen Kräfte blieben, die offene Kritik an der Kriegspolitik der Reichsleitung übten, organisierten die Kolonialverbände sehr erfolgreich öffentliche Hilfsaktionen zugunsten der Siedler und Schutztruppenangehörigen in Deutsch-Südwestafrika.
In vielen Städten des Deutschen Reiches fanden Konzerte und Benefizveranstaltungen zugunsten der deutschen Siedler und Schutztruppenangehörigen statt.
Dem wegen seiner zu nachlässigen Haltung von den Kolonialverbänden scharf kritisierten Gouverneur Leutwein wurde durch Allerhöchste Kabinettsordre Wilhelms II. vom 19. Mai 1904 das Oberkommando in Deutsch-Südwestafrika entzogen und dem Großen Generalstab unter General Alfred von Schlieffen übertragen. Das Kommando in Deutsch-Südwestafrika übernahm am 11. Juni 1904 Generalleutnant Lothar von Trotha (1848-1920).
Die Kriegsgeschichtliche Abteilung des Großen Generalstabs veröffentlichte 1907 eine umfangreiche Dokumentation über "Die Kämpfe der deutschen Truppen in Südwestafrika", deren 1. Teil dem "Feldzug gegen die Hereros" gewidmet war, während der 2. Teil den "Feldzug gegen die Hottentotten" dokumentierte.
Stabsbesprechung im Feldlager.
Die einzelnen Gefechte der deutschen Schutztruppen mit den Herero wurden ausführlich kommentiert und graphisch skizziert, wie hier das Gefecht bei Klein Barmen am 4. März 1904.
Die Dokumentation des Großen Generalstabs stellte auch die Bedingungen in den Feldlagern der Herero und der deutschen Truppen gegenüber.
Nach der Schlacht am Waterberg am 11. August 1904 konnten die Herero zwar den deutschen Truppen entkommen, sie wurden aber von ihren angestammten Gebieten abgeschnitten und in die wasserlose Omaheke-Steppe (Sandfeld) abgedrängt. Die deutschen Truppen beschränkten sich fortan darauf, die Flucht der Herero aus dem Sandfeld zu verhindern.
Am 2. Oktober 1904 erließ General von Trotha den sogenannten "Schießbefehl". In einem Brief an die Herero fordert er das Volk auf, Deutsch-Südwestafrika zu verlassen. Auf seine Kapitäne wurde ein Kopfgeld ausgesetzt. Der General kündigt an, dass jeder Herero, der auf deutschem Gebiet angetroffen würde, erschossen werde. Auch auf Frauen und Kinder werde er schießen lassen. Den an die Schutztruppe gerichteten Befehl formulierte von Trotha mit Blick auf den "guten Ruf" der deutschen Soldaten davon abweichend: Über "Weiber und Kinder" solle "hinweggeschossen" werden, "um sie zum Laufen zu zwingen".
Am 2. Oktober 1904 erließ General von Trotha den sogenannten "Schießbefehl". In einem Brief an die Herero fordert er das Volk auf, Deutsch-Südwestafrika zu verlassen. Auf seine Kapitäne wurde ein Kopfgeld ausgesetzt. Der General kündigt an, dass jeder Herero, der auf deutschem Gebiet angetroffen würde, erschossen werde. Auch auf Frauen und Kinder werde er schießen lassen. Den an die Schutztruppe gerichteten Befehl formulierte von Trotha mit Blick auf den "guten Ruf" der deutschen Soldaten davon abweichend: Über "Weiber und Kinder" solle "hinweggeschossen" werden, "um sie zum Laufen zu zwingen".
Nach dem Bekanntwerden der Proklamation von Trothas vom 2. Oktober 1904 im Deutschen Reich sah die Reichsleitung sich gezwungen, ihre Politik gegenüber den Herero zu ändern. Am 12. Dezember 1904 mußte von Trotha den "Schießbefehl" ausdrücklich widerrufen. Die überlebenden Herero wurden nun in Konzentrationslagern interniert, in denen viele Herero umkamen.
Am 1. Dezember 1905 forderte der neue Gouverneur Friedrich von Lindequist (1862-1945) die noch in Freiheit befindlichen Herero auf, sich zu unterwerfen. Seite 2
Pathetisch stellte die Kriegsdokumentation des Großen Generalstabs fest, dass nach dem "Strafgericht" auf dem Sandfeld die Herero kein selbständiger Volksstamm mehr wären.
Am 1. Dezember 1905 forderte der neue Gouverneur Friedrich von Lindequist (1862-1945) die noch in Freiheit befindlichen Herero auf, sich zu unterwerfen. Seite 1
Hintergrundinformationen
Hintergrundinformationen
Der Aufstand der Herero im Jahre 1904 war nicht die erste Auseinandersetzung, die das Deutsche Reich mit den Bewohnern seiner kolonialen Schutzgebiete in Afrika und im westlichen Pazifik zu führen hatte. Von den anderen kolonialen Kriegen des Deutschen Reiches unterscheidet sich die Niederschlagung des Herero-Aufstands jedoch durch die unerbittliche Härte des militärischen Vorgehens, das eine völlige Vernichtung des Stammes der Herero wissentlich in Kauf nahm.
Von den ca. 80 000 Herero überlebten nur wenig mehr als 15 000 den Völkermord während des Krieges und in den Konzentrationslagern. Nach ihrer Entlassung aus der Gefangenschaft wurden die Herero einem totalitären Regime unterworfen, das dem Einzelnen die persönliche Freiheit und dem Stamm der Herero seine traditionelle Lebensweise nahm.