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Digitalisierung in der Abteilung Militärarchiv (Überlieferungsbereich 1849 bis 1949)

In diesem Artikel erläutern wir die Auswahl von Archivgut-Beständen für die Digitalisierung, geben Einblick in unsere Planungen für die nächsten Jahre und erklären, warum eine Schlagwortsuche allein nicht immer zum Ziel führt.

09.01.2020

Digitalisierung

Handgezeichnete colorierte Ansicht mit Einzeichnungen im chinesischen Stil von der Bucht Kiautschou

Das Bundesarchiv stellt in steigendem Umfang digitalisiertes Archivgut für die Öffentlichkeit und die Forschung im Internet bereit. Begonnen wurde 2013 mit der Digitalisierung von Archivalien, die für die Beschäftigung mit dem Ersten Weltkrieg relevant sind. Ab August 2014 wurden diese Digitalisate mit einem leichten Einstieg über das Portal "100 Jahre Erster Weltkrieg" im Internet zugänglich gemacht. Dem folgte 2015 die Digitalisierung von Archivalien zur Wiedervereinigung und 2017 von Archivalien zur Geschichte der Weimarer Republik (siehe die entsprechenden Internet-Portale des Bundesarchivs "25 Jahre Wiedervereinigung" und "Weimar – die erste deutsche Demokratie"). Zahlreiche weitere Digitalisierungsprojekte schlossen sich seit 2017 durch den Einstieg des Bundesarchivs in eine großflächige Digitalisierung von Akten und Großformaten an.

Strategische Grundausrichtung

Die Digitalisierungsstrategie des Bundesarchivs sah dabei bis 2015 bei Akten die schwarz-weiß-Mikroverfilmung der Archivalien und anschließende Digitalisierung der Mikrofilme vor. Dies änderte sich 2015. Seither erfolgt die Digitalisierung grundsätzlich direkt vom Original und in Farbe. Die Digitalisate sind über die Archivsuchmaschine invenio des Bundesarchivs auf der Internetseite des Bundesarchivs einsehbar. Einschränkungen gibt es dabei nur bei Archivalien, die aufgrund gesetzlicher Regelungen besonderen Schutzfristen unterliegen. Die Digitalisierungsprojekte der Abteilung Militärarchiv des Bundesarchivs laufen dabei seit ihrem Start 2013 als Teil der Gesamt-Digitalisierungsmaßnahmen des Bundesarchivs.

Praktische Durchführung – Herausforderung Großformate

Die Digitalisierung erfolgt bei Akten, seien sie amtlicher oder privater Herkunft, in der Regel durch externe Dienstleister. Die Digitalisierung von Großformaten erfolgt durch die Digitalisierungsstelle der Abt. Militärarchiv. Fotoalben und Bildchroniken werden seitenweise ebenfalls durch die Digitalisierungsstelle digitalisiert, teilweise erfolgt anschließend eine Aufnahme der Einzelfotos in das Digitale Bildarchiv des Bundesarchivs.

Bereits als Einzelstücke separiert vorliegende Großformate werden im Kontext der Großformate-Digitalisierungsinitiative des Bundesarchivs als eigene Projekte digitalisiert. Großformate, die bislang im Kontext amtlicher oder privater Schriftgutbestände aufbewahrt wurden und zum Teil gefaltet in Akten vorlagen, werden im Zuge der Aktendigitalisierung separiert und in die Großformate-Digitalisierung aufgenommen. Zwischen der Digitalisierung der Akten und der Digitalisierung der Großformate eines Bestandes kann dadurch ein größerer Zeitraum liegen. Den Großformaten kommt dabei grundsätzlich ein hoher Stellenwert zu, kommen sie im militärischen Schriftgut doch traditionell in sehr großer Zahl vor. Umfangreiche Vorschriften- und Drucksachensammlungen innerhalb der digitalisierten Bestände werden bislang in der Regel nicht digitalisiert.

Bei einzelnen Digitalisierungsprojekten wird aus den relevanten Beständen lediglich eine inhaltlich begründete Archivalienauswahl digitalisiert. Diese kann eventuell durch eine weitere Auswahl von Archivalien aus demselben Bestand im Zuge eines anderen Digitalisierungsprojektes ergänzt werden.

Provenienz der für die Digitalisierung ausgewählten Quellen

Die Digitalisierungsmaßnahmen der Abt. Militärarchiv für den Überlieferungsbereich 1849 bis 1949 betreffen das amtliche Schriftgut aller preußischen und deutschen militärischen Organisationen dieses Zeitraums, aber auch alle dazu in Beziehung stehenden, im Militärarchiv verwahrten privaten Unterlagen. Im einzelnen handelt es sich um die schriftliche Überlieferung von und zu:

  • Preußische Armee ab 1867, Norddeutsches Bundesheer, Deutsches Heer
  • Preußische Marine ab 1849, Norddeutsche Bundesmarine, Kaiserliche Marine
  • Kaiserliche Schutztruppen, Ostasiatisches Expeditionskorps und sonstige Einrichtungen unter dem Befehl des Kaisers
  • Freikorps, Einwohnerwehren und sonstige Freiwilligen-Verbände 1918-1921
  • Personenbezogene Unterlagen von Angehörigen der Preußischen Armee, der Preußischen und der Kaiserlichen Marine sowie der Kaiserlichen Schutztruppen
  • Reichswehr und Wehrmacht – zentrale Dienststellen
  • Reichsheer und Heer
  • Luftwaffe und Luftfahrt 1933-1945; Legion Condor
  • Reichsmarine und Kriegsmarine
  • Personenbezogene Unterlagen von Offizieren und Beamten der Reichswehr und Wehrmacht; Wehrmachtgerichtsbarkeit; Verleihungswesen der Wehrmacht (Orden und Ehrenzeichen)
  • Waffen-SS und Vorläufereinrichtungen
  • Deutscher Minenräumdienst 1945-1949 und sonstige militärische Einrichtungen und Dienststellen im Dienste der Alliierten 1945-1957

Überlieferungsverluste und Hinweise zur Recherche

Grundsätzlich ist zu beachten, dass die militärische Überlieferung bis 1945 sehr große Lücken durch kriegsbedingte Zerstörung (Luftkrieg, Artillerie, befohlene Aktenvernichtung) aufweist. Das Ausmaß dieser Verluste ist in den einzelnen Bereichen sehr unterschiedlich ausgeprägt – sie liegen zwischen ca. 10% und deutlich über 90%.

Durch kriegsbedingte Verlagerungen, alliierte Beschlagnahmungen und zwischenzeitlich chaotische Lagerungszustände sind viele Bereiche zusätzlich in Unordnung geraten, zum Teil mit irreparablen Folgen. Die Abteilung Militärarchiv des Bundesarchivs ist seit ihrer Gründung um Wiederherstellung der ursprünglichen Strukturen bemüht. Oft ist dies aber nicht mehr möglich, und es müssen dann alternative archivisch gebildete Strukturen angelegt werden. Auch diese Verwerfungen bildet die in invenio sichtbare Erschließung des Archivgutes ab.

Für die Suche in invenio muss dennoch die strukturbezogene Recherche mindestens gleichwertig neben der Schlagwortsuche stehen. Zu beachten ist, dass die Schlagwortsuche nicht in den Dokumenten sucht – auch nicht in den Digitalisaten –, sondern nur in den inhaltlichen Beschreibungen der Dokumente. Ausgangspunkt jeder Recherche muss daher die Frage sein, welche Dienststelle oder welche Person für die gesuchte Handlung, für das gesuchte Ereignis zuständig oder verantwortlich gewesen ist oder gewesen sein müßte. Zusätzlich oder bei Misserfolg alternativ folgt die Frage, welche Dienststelle oder welche Person von der gesuchten Handlung, von dem gesuchten Ereignis Kenntnis erhalten haben müsste oder zumindest erhalten haben könnte. Nach diesen Dienststellen oder Personen ist dann gezielt zu suchen und deren in invenio präsentiertes Schriftgut zu prüfen und ggf. einzusehen.

Doch falls all diese Versuche unbefriedigend bleiben, können Sie sich auch direkt an die zuständigen Archivarinnen und Archivare wenden – im Fall der militärischen Überlieferung an die Abteilung Militärarchiv des Bundesarchivs. Wir helfen Ihnen gerne weiter!

Dr. Thomas Menzel